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Tipp der Woche:
Wie ein Gewitter im Kopf – Migräne!
„Das sind doch nur Kopfschmerzen. So schlimm kann’s gar nicht sein. Ruh‘ dich einfach aus, dann geht’s dir in ein paar Minuten wieder besser.“ Auch heute noch müssen sich viele Migräne-Patienten diese oder ähnliche Kommentare gefallen lassen, wenn sie sich schmerzgeplagt krankmelden.
Jeder kennt das Gefühl nach einem anstrengenden Arbeitstag: Wir fühlen uns schlapp, ausgebrannt, der Kopf ist schwer, pocht und scheint beim nächsten Gedanken zu platzen. In etwa so stellen sich viele Nicht-Betroffene einen Migräneanfall vor. Jedoch ist das Gefühl der Erschöpfung nicht mit den Schmerzen und Begleiterscheinungen dieser Krankheit zu vergleichen.
Zwar variieren die Symptome von Person zu Person. Dennoch lassen sich einige signifikante Anzeichen festhalten, die Migräne deutlich von normalen Kopfschmerzen unterscheidet.
Anfallsartig auftretende Kopfschmerzen, pochend, stechend oder ziehend, oft nur halbseitig – so äußert sich Migräne. Meist begleiten den heftigen Kopfschmerz weitere Symptome wie Übelkeit, Licht-, Geruchs- oder Geräuschempfindlichkeit. Frauen sind dreimal so oft betroffen wie Männer: Jede siebte Frau in Deutschland leidet zumindest gelegentlich an diesem Krankheitsbild. Am häufigsten tritt Migräne im Alter zwischen 25 und 45 Jahren auf, jedoch können auch schon Kinder daran erkranken. Von den Schulkindern sind nach einer aktuellen Studie sogar 10 bis 15 Prozent betroffen.
Bei manchen Menschen häufen sich die Attacken mit der Zeit so sehr, dass sie schließlich – bei einer chronischen Migräne – nahezu ohne Pause ineinander übergehen. Privat und beruflich wird die Krankheit zur Belastung, weil Betroffene an Migräne-Tagen komplett „ausfallen“. Im schlimmsten Fall kann das die Karriere, Beziehung und Zukunftspläne kosten. Ein Migräneanfall kann sich bereits Tage vor der Kopfschmerzphase ankündigen. Vorzeichen der nahenden Attacke sind Stimmungsschwankungen, Nervosität, manchmal auch Euphorie, Appetitlosigkeit, Heißhunger oder ein gesteigertes Kälteempfinden.
Bei 20 Prozent der Betroffenen tritt anschließend die sogenannte Auraphase mit Sehproblemen, Gesichtsfelddefekten, Sprachstörungen, Wahrnehmungsveränderungen oder Sensibilitätsstörungen der Arme oder Beine auf. Diese Phase beginnt in der Regel weniger als eine Stunde vor den Kopfschmerzen und dauert zwischen fünf und 60 Minuten. Die Dauer einer Migräne-Attacke kann von wenigen Stunden bis zu drei Tagen variieren. Im Extremfall halten die Beschwerden auch länger als 72 Stunden an.
Sind es „nur“ häufige Kopfschmerzen, oder ist es Migräne?
Wer mehr als 15 Tage im Monat von Kopfschmerzen geplagt wird, leidet vermutlich unter chronischer Migräne. Für eine genaue Diagnose benötigt der Arzt nach der körperlichen Untersuchung eine detaillierte Beschreibung der Beschwerden, die bei der Schmerzattacke auftreten. Entscheidend sind Angaben wie Ort und Dauer der Kopfschmerzen, Abstand zwischen den Attacken und eventuelle Begleitsymptome. Kopfschmerz-Fragebogen oder noch besser ein Kopfschmerz-Tagebuch erleichtern die Diagnose. Die DMKG-App war bisher nur als Teil eines wissenschaftlichen Projekts (www.kopfschmerzregister.de) verfügbar, und somit nur für Patienten teilnehmender Ärzte nutzbar. Aufgrund großer Nachfrage hat die DMKG die App jetzt aus dem Projekt ausgekoppelt und als kostenlosen, werbefreien Kopfschmerzkalender für Android und iOS frei verfügbar gemacht.
Mit der Nutzung der DMKG-App unterstützen Betroffene gleichzeitig die Kopfschmerzforschung. Die Daten werden pseudonymisiert an eine wissenschaftliche Datenbank übertragen und von der DMKG für wissenschaftliche Auswertungen genutzt. Zum Beispiel können damit verschiedene Akutmedikamente hinsichtlich ihrer Wirkung verglichen werden.
Die Ursache von Migräne ist noch nicht restlos geklärt. Vermutlich erzeugt eine vorübergehend stärkere Durchblutung gewisser Gefäße im Gehirn für sich genommen bereits die Schmerzen, oder sie verursacht schmerzhafte kleine Entzündungen in den Gefäßwänden. Störungen der Neurotransmitter (Gewebshormone) können für die Durchblutungsschwankungen verantwortlich sein. Auch eine Überempfindlichkeit bei der Reizverarbeitung im Gehirn scheint eine Rolle zu spielen: Wenn die kritischen Situationen die Belastbarkeit übersteigen, kommt es zu einer Attacke. Höchstwahrscheinlich wird die Veranlagung zu Migräne vererbt. Die Auslöser für Migräneanfälle (auch Trigger genannt) sind ganz unterschiedlich: Grelles Licht oder starker Lärm, aber auch Wettereinflüsse, Saunabesuche, hormonelle Schwankungen, Übermüdung oder Stress können Migräneanfälle fördern. Auch bestimmte Lebensmittel enthalten Reizstoffe – ungünstig wirken zum Beispiel oft Histamine, Konservierungsstoffe oder der Geschmacksverstärker Glutamat.
Migräneattacken sind individuell sehr verschieden – ebenso die passenden Behandlungsmethoden. Fest steht: Ein Wundermittel, das die Kopfschmerzen von heute auf morgen auf Dauer beendet, gibt es nicht. Auch nicht das eine Ernährungskonzept, das bei allen Migränepatienten gleichermaßen gut anschlägt. Doch trägt generell eine Ernährungsumstellung in Kombination mit Änderungen des Lebensstils nachweislich zur Linderung der Migräne bei. Insbesondere ist Vorsicht geboten bei „Triggern“: Konservierungsstoffen, Geschmacksverstärkern und bei histaminreichen Lebensmitteln – wie etwa Schokolade, Rotwein, Salami, Erdbeeren, Zitrusfrüchten, vielen Fertiggerichten und einigen Käsesorten. Daneben profitiert der gesamte Stoffwechsel von einer reduzierten Kohlenhydratzufuhr: also weniger Weißmehl und weniger Süßes.
Regelmäßiger Ausdauersport (Laufen, Schwimmen, Radfahren) sowie Entspannungsverfahren, zum Beispiel Autogenes Training, senken den Stresshormonspiegel und haben sich bei vielen Migränepatienten zur Vorbeugung bewährt. Bei manchen hilft Hypnose, einen Versuch wert ist zudem das Anwenden komplementärer Behandlungsformen wie Akupunktur oder Biofeedback-Verfahren.
Die Leitlinie zur Therapie von Migräne der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt bei akuten Attacken, möglichst früh Medikamente einzunehmen. Denn grundsätzlich gilt: je früher der Zeitpunkt der Einnahme, desto besser die Wirkung.
Bei leichten bis mittleren Migräneanfällen helfen klassische Schmerzmittel oder Analgetika wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Paracetamol oder eine Kombination aus beiden Wirkstoffen. Auch Ibuprofen gehört dazu. Es zählt zur Gruppe der so genannten NSAR, der nicht steroidalen Antirheumatika.
Die wirksamsten Medikamente zur Therapie mittelschwerer bis schwerer Migräneattacken sind laut aktuellen Forschungsergebnissen die Triptane. Diese spezifischen Migränemedikamente wirken auf Rezeptoren der geweiteten Blutgefäße im Gehirn, die sich daraufhin wieder verengen. Außerdem verhindern sie die Aktivierung entzündungsauslösender Eiweißstoffe.
Vier der sieben wichtigsten Wirkstoffe, Sumatriptan, Naratriptan, Almotriptan und Rizatriptan gibt es in niedriger Dosierung inzwischen rezeptfrei in der Apotheke, wenn die Diagnose „Migräne“ ärztlich bestätigt wurde. Triptane helfen bei Migräneanfällen mit und ohne Aura, sollten aber erst zu Beginn der Kopfschmerzphase eingenommen werden.
- Sumatriptan wirkt am schnellsten, wenn es bei akuten Anfällen als Spritze verabreicht wird.
- Eletriptan und das rezeptfrei erhältliche Rizatriptan wirken oral eingenommen am schnellsten.
- Das rezeptfrei erhältliche Naratriptan, dessen Wirkung etwas verzögert einsetzt, und Frovatriptan haben die längste Halbwertszeit und damit die längste Wirkdauer.
- Das rezeptfrei erhältliche Almotriptan und Eletriptan haben das günstigste Nebenwirkungsprofil.
- Wirkt ein Triptan nicht, kann der Umstieg auf ein anderes Triptan helfen.
- Möglich ist außerdem, dass bei einer späteren Attacke und wiederholten Anwendung doch eine Wirkung einsetzt.
Triptane dürfen bei bestimmten Vorerkrankungen – wie zum Beispiel nach Herzinfarkten und Schlaganfällen – nicht eingesetzt werden und es gibt mögliche Nebenwirkungen wie Schwindel, Müdigkeit oder Engegefühle in der Brust. Doch ihr Nutzen überwiegt in den meisten Fällen die Nebenwirkungen. Trotzdem, so belegen Studien, werden Triptane oft zu selten eingesetzt.
Wichtig aber ist: Alle Medikamente dürfen nicht zu oft eingenommen werden, sie dienen ausschließlich der akuten Behandlung der Migräneattacken und nicht der Vorbeugung. Werden Schmerzmittel zu häufig eingesetzt, können sie ihrerseits Migräneattacken fördern oder sogar zu einem Dauerkopfschmerz führen.
Bei Triptanen liegt die Schwelle dieses sogenannten Medikamentenübergebrauchs bei der Einnahme an zehn oder mehr Tagen pro Monat. Auch andere Schmerzmittel, wie zum Beispiel Ibuprofen, bergen dieses Risiko. Bei ihnen liegt die Schwelle mit rund 15 Tagen pro Monat etwas höher.
In den Apotheken vor Ort werden Sie zu allen Wirkstoffen umfassend beraten und das für Sie individuelle Medikament wird sicher gefunden.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in ein gesundes, schmerzfreies und glückliches neues Jahr 2025
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